Immer mehr Erkrankungen : Keuchhusten-Infektionen in Sachsen-Anhalt nehmen stark zu

Mitteldeutsche Zeitung, 27.04,2018

Quelle/Weiterlesen → Artikel von Hagen Eichler (MZ)

MAGDEBURG/MZ – Im vergangenen Jahr haben sich in Sachsen-Anhalt deutlich mehr Menschen mit Keuchhusten infiziert. Die Zahl gemeldeter Erkrankungen stieg auf 794. Das ist fast dreimal so viel wie 2015, damals wurden 276 Fälle gemeldet. Das zeigen Zahlen des Robert Koch-Instituts. Darin enthalten sind alle im Labor festgestellten Erkrankungen. Auch für dieses Jahr rechnen die Experten mit vielen Fällen.

Besonders hart getroffen ist Halle: Schon im ersten Quartal gab es 111 Fälle. Das Landesamt für Verbraucherschutz sieht eine niedrigere Impfquote als Ursache. Landesweit seien 92 Prozent der Erstklässler geimpft, in Halle lediglich 85 Prozent. Während Keuchhusten früher als Kinderkrankheit galt, stecken sich mittlerweile vor allem Erwachsene an. Zwei Drittel aller Fälle gehen auf ihr Konto. „Nur etwa 15 Prozent der Erwachsenen verfügen über eine Keuchhusten-Schutzimpfung“, bedauert Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer.

Einen Zusammenhang mit dem Flüchtlingszuzug schließt die Kasse aus. Tatsächlich zieht die Krankheit in Wellen durchs Land. Auch 2012 gab es bereits einen steilen Anstieg. Damals wurden landesweit 869 Fälle festgestellt, noch mehr als im vergangenen Jahr. 

Keuchhusten wird nicht immer erkannt. Los geht es mit Beschwerden wie Husten, Schnupfen, Schwächegefühlen. In der zweiten Phase kommt es zu krampfartigen Hustenanfälle, oft mit einem keuchenden Einziehen von Luft. Bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen können die Symptome anders aussehen, oft bleibt es bei leichtem Husten. Gefährlich wird es, wenn Erwachsene Neugeborene anstecken. Bei den Kleinen kann der Atem still- stehen, was im schlimmsten Fall tödlich endet. 

Die Kassen übernehmen für Erwachsene eine einmalige Auffrischimpfung. Viele Ärzte empfehlen sogar eine Impfung alle zehn Jahre. „Der heutige Impfstoff wirkt nicht so lange wie der in der DDR verwendete“, erklärt der Magdeburger Impf-Experte Dr. Gunther Gosch, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Sachsen-Anhalt.

Urheberinformation: (c) M.DuMont Schauberg